an-alphabet

Ein Alphabet ordnet die Zeichen einer Sprache in einer nicht-logischen Reihenfolge und mit nicht-metrischen Abständen. Die Kombination der Zeichen ermöglicht die Bildung von Worten, Bedeutungen und Kommunikation. Das an-alphabet kann als eine Zusammenschreibung von „an“ und „alphabet“ gelesen werden. („ein Alphabet“). Im Deutschen verweist das Wort zugleich auf eine gegenläufige Bedeutung: ein Analphabet ist … mehr … eine Person, die des Alphabets nicht mächtig ist. Im Englischen hingegen wird Analphabetismus als Illiteracy bezeichnet. Es entstehen somit mehrdeutige und widersprüchliche Leseweisen und Konnotationen, die zwischen den Begriffen Alphabet und Analphabet oszillieren. Dieser fragwürdige Titel bezeichnet vorläufig ein Gebilde aus sprachlichen und künstlerischen Beiträgen von 103 Erstsemester-Studierenden des Wintersemesters 20/21. 

An der khb ist aufgrund des internationalen Anteils an Studierenden die Lehre bilingual (deutsch/englisch) angelegt. Bei der Erzeugung des Gesamtalphabetes habe ich beide Sprachen im Original beibehalten, um den Inhalt, den Klang, die Artikulationsweisen und das Erscheinungsbild der einzelnen Beiträge und der gesamten Formation zu erhalten. Die 103 studentischen Stimmen kommen weder übersetzt noch anders angepasst oder zensiert, sondern im Original zur Sprache (lediglich Tippfehler wurden korrigiert). Die Inklusion zweier Sprachen sorgt für eine „unsaubere“ Nutzung der alphabetischen Reihenfolge, da sich trotz der formalen Einhaltung der alphabetischen Struktur inhaltliche Durchkreuzungen des Konstruktes vollziehen, wobei bilinguale Begriffe, die Gleiches bedeuten, an unterschiedlichen Orten auftauchen können und so die Ordnungsstruktur unterwandern (z.B. Auge/eye, Gehirn/brain). 

Die alphabetische Reihung der Beiträge führte zudem zu inhaltlich überraschenden Kollisionen und Überleitungen und macht das an-alphabet als „random poetry“ lesbar.